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Geschichten aus meiner Kindheit

Das weiß ich nicht

Einleitung

2. Unser Leben in Oberspitzenbach

Unser Leben in Koblenz

=> 3.1 Hohenzollernstr. 79

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Göttingen

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Episode 36
Koblenz war bis zur Wiedereinführung der Bundeswehr 1956 große Garnisonsstadt der französischen Rheinarmee. Ich habe ja bereits erwähnt, dass die Franzosen sehr viele Einrichtungen in Koblenz erbauen ließen. In der Mainzer Straße befand sich die Kommandantur des französischen Stadtkommandanten von Koblenz in einer alten Villa, die heute leider leer steht und dem Verfall preisgegeben ist. Damals war diese weiße Villa ein Anziehungspunkt für uns Kinder. Die Kommandantur wurde von den Franzosen in Wachhäuschen rechts und links vom Eingang bewacht. Das Interessante für uns Kinder war, dass die Franzosen damals noch Kolonialmacht waren und demzufolge Soldaten aus allen Teilen des Kolonialreiches in Koblenz Dienst taten: Tunesier, Algerier, Marokkaner, aus Togo und den anderen Kolonien Frankreichs und dies in ihren zum Teil sehr malerischen und aufwändigen Uniformen: Mit und ohne Fez, mit und ohne Turban, mit und ohne Umhang in den verschiedensten Farben. Prächtig sahen sie aus, die Soldaten aus Frankreichs Kolonien. Gleichzeitig waren sie aber auch Ziel unserer Späße. Sie waren ja hinter dem Zaun der Villa, wir aber vor dem Zaun.
 
Das haben wir häufig ausgenutzt. Wenn uns wieder einmal danach war, dann sind wir mit Hendrik zu den Franzosen gegangen und haben sie verspottet. Im Rheinland kennt noch jeder das Spottlied aus der Besatzungszeit nach dem ersten und zweiten Weltkrieg:
 
„Blau, weiß, rot, gib mir ein Stückchen Brot, gib mir ein Stückchen Schinken, alle Franzosen stinken!“
 
Ob sie uns verstanden haben, „das weiß ich nicht"; aber freundlich waren sie auch nicht. Wir haben dann immer sofort die Flucht ergriffen, wenn wir unser „Lied“ gesungen hatten und sie aus ihrem Wachlokal herauskamen.
 
Jedes Jahr zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli fand in Koblenz eine große Militärparade statt. Diese haben wir uns immer angesehen. Sie ging durch die gesamte Mainzer Straße. Hier konnten wir wieder die exotischen Soldaten aus den Kolonien bewundern. In ihren bunten Uniformen und auf Pferden ritten sie durch die Stadt. Panzerfahrzeuge waren ebenfalls dabei. Die Mainzer Straße musste neu geteert werden, da die Panzer ohne Kettenpolster die Straße richtiggehend umgepflügt hatten.
 
Interessant für uns Kinder war, dass die meisten französischen Soldaten aus den Kolonien nicht schwimmen konnten, es aber trotzdem sowohl im Rhein als auch in der Laache probierten. Mit dem Erfolg, dass in den Sommermonaten immer wieder ein paar Soldaten ertrunken sind und irgendwann die Wasserleichen entweder wieder an die Oberfläche kamen bzw. im Schwimmbad Oberwerth angespült worden sind.
 
Mittlerweile war Tante Hanna aus der Kurfürstenstraße ebenfalls in die Hohenzollernstraße umgezogen. Sie wohnte in einem der Häuser, die für die Franzosen gebaut worden waren und fungierte dort als Hausmeisterin oder Concierge. Jetzt hatten wir es wirklich nur noch ein paar Meter bis zu Hendrik und wir waren mehr zusammen. In dem Häuserblock, den unsere Tante zu betreuen hatte, lebten sehr viele französische Kinder. Bekanntermaßen sind die Franzosen ja sehr kinderlieb. Im Hof dieses Häuserblocks war auch ein Kinderspielplatz. Dieser hat uns magisch angezogen, obwohl er für uns verboten war, denn offiziell durften wir Deutschen nicht mit französischen Kindern spielen. Aber uns Kindern war das völlig egal. Auch wenn wir uns nicht verstanden haben, Kinder können sich immer verständigen und wir haben zusammen viel Spaß gehabt. Leider haben wir es versäumt, ihre Sprache zu erlernen, damals hätten wir es spielerisch erlernen können. Heike, Inka und Hendrik haben es spielerisch erlernt, weil sie ja ständig mit den französischen Kindern zu tun hatten.
 
Episode 37
Hanna war zur damaligen Zeit in der Metzgerei Op den Kamp in Koblenz angestellt, die während der „Rheinfestspiele“ in den Rheinanlagen einen Würstchenstand betrieben haben. Die Sommerfestspiele auf der Rheinlaache in Koblenz waren sehr berühmt und die Plätze dort sehr begehrt. Ganz in der Nähe des Kaiserin-Augusta-Denkmals fanden diese Rheinfestspiele im Sommer statt. Das Koblenzer Stadttheater hat dort Operettenaufführungen veranstaltet. Die Festspiele hatten zur damaligen Zeit den gleichen Stellenwert im Rheinland, wie die Seefestspiele in Bregenz am Bodensee. Die Bühne lag auf einem Ponton im Wasser und die Dekorationen waren zum Teil gigantisch. Die Zuschauerränge waren an Land in einem Halbrund am Rheinufer in den Rheinanlagen angelegt und überdacht. Von überallher kamen die Zuschauer, überwiegend aus Holland und aus Frankreich, mit ihren Ausflugsschiffen. Die ganzen Hafenanlagen an der Mosel und am Rhein waren zu dieser Zeit mit Ausflugsschiffen belegt. Weil Hanna am Würstchenstand arbeitete, konnten wir uns dort die schönsten und bekanntesten Operetten ansehen. Wir wurden von ihr kurz vor der Aufführung in den Zuschauerbereich „eingeschleust“ und konnten so schon sehr früh unseren Kulturbedarf decken. Leider finden diese Rheinfestspiele nicht mehr statt, da diese einem der ersten Bürgerbegehren zum Opfer gefallen sind. Die Anlieger haben sich wegen der angeblichen Lärmbelästigung dagegen ausgesprochen und durchgesetzt, dass diese Rheinfestspiele nicht mehr stattfinden dürfen.
 

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