3.2 Sebastian-Bach-Str. 12

   
 


 

 

Geschichten aus meiner Kindheit

Das weiß ich nicht

Einleitung

2. Unser Leben in Oberspitzenbach

Unser Leben in Koblenz

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Göttingen

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Im Frühjahr 1956 sind wir dann endgültig in unsere neue Wohnung eingezogen. Dazu mussten erst einmal ein gewisser Teil neue Möbel gekauft werden, da es sehr viel mehr Zimmer einzurichten galt, denn in der Hohenzollernstraße hatten wir nur zwei Zimmer. Aber auch dieses Problem wurde gelöst. Die Bundeswehr war 1955 gegründet worden und wurde 1956 aufgestellt und aus Besatzungssoldaten wurden alliierte Verbündete. Ende 1955, Anfang 1956 wurde ein großer Teil der Besatzungssoldaten wieder in ihre Heimat zurückverlegt, weil das Besatzungsstatut 1955 mit der bedingten Souveränität Deutschlands einen weiteren Aufenthalt der Besatzungssoldaten nicht mehr erforderte. Mit der Zurückverlegung von Soldaten und demzufolge auch von deren Familien, wurden Teile des Mobiliars frei verkäuflich, da diese nicht mit in deren Heimat genommen wurde.
 
Unsere Mutter kaufte Möbel für unsere Kinderzimmer und Teile für die zusätzliche Ausrüstung des Wohnzimmers, Sessel und Couch.
 
Nun zur neuen Wohnung: Diese lag in Hochparterre auf der linken Seite. Wenn man in die Wohnungstür hereinkam, lag auf der rechten Seite die Küche mit einer Speisekammer, einem Gasherd und einem Holz-/Kohleherd. Vor der Küche war der Balkon. Ging man weiter durch den Flur, kam rechts das Bad und die Toilette, danach das Zimmer von Jürgen und dann das Schlafzimmer unserer Mutter am Kopfende des Hauses. Links neben dem Schlafzimmer war das Wohnzimmer oder Esszimmer, so genau ist das nicht einzugrenzen, weil unsere Mutter diese beiden Zimmer immer wieder umstellte. Das Wohn-/ Esszimmer war durch eine große Flügeltür miteinander verbunden. Bevor man wieder die Wohnung verließ, befand sich auf der rechten Seite noch das Zimmer von Tilman und mir. Die Wohnung hatte ca. 90 qm Wohnfläche. Im Gegensatz zur bisherigen Wohnung in der Hohenzollernstraße war das ein „Palast“ für uns. Jeder hatte sein eigenes Zimmer oder anders ausgedrückt, jeder hatte sein eigenes Reich. Die Zimmer auf der rechten Seite der Wohnung gingen zur Hofseite hinaus und die Zimmer auf der linken Seite gingen zur Straßenseite. Der Hof war von den Häusern der Sebastian-Bach-Straße, der Eichendorffstraße und der Goethestraße eingerahmt. Dieser Hof war gleichzeitig Trockenplatz der Wäsche für alle Häuser und Schrebergarten für die Anwohner. Jeder bekam ein Stück Garten zugewiesen.
 
Im Keller hatten wir auf der rechten Seite zwei große Kellerräume, wobei uns der eine als Vorratskeller und der andere als Kohlen- und Fahrradkeller diente. Gegenüber unseres Vorratskellers lag die Waschküche, noch mit Waschkessel, der eingeheizt werden musste und einer uralten „Waschmaschine“ aus Holz, die nur die Wäsche hin- und her bewegte und daran angeschlossen eine Handmangel, mit der man das Wasser aus der Wäsche pressen konnte. Ich weiß das noch deshalb so gut, weil ich unserer Mutter sehr oft bei der Wäsche geholfen habe. Die Waschküche und die Luft war voller Wasserdampf und dann war da noch die tolle Handmangel, in der man die heißen Wäschestücke auspresste. Unsere Mutter hat nach einem Waschtag immer ausgesehen, „als wäre ihr Föhn explodiert“, weil ihr durch den Wasserdampf die Haare im wahrsten Sinne des Wortes vom Kopf standen. Aber die Waschtag haben Spaß gemacht.
 
Wir haben uns schnell in die neue Umgebung eingewöhnt und das „Terrain“ erkundet, dass nun unsere neue Heimat für die nächsten Jahre war. Der Schulweg wurde um ein ganzes Stück länger, denn nun wohnten wir von der Schule ca. zwei km entfernt und wir mussten die erste Zeit immer zu Fuß gehen, bis wir alt genug waren, ein Fahrrad kaufen zu können.
 
Zum „Schwanenteich“, dem Altarm des Rheines, am hinteren Ende der Insel Oberwerth, waren es nur wenige Meter und zum Rhein waren es auch nur höchstens 200 – 300 m Luftlinie, die Seb.-Bach-Str. nach links hinunter.    
 
Vor unserem Haus fuhr die Straßenbahnlinie 2 der KEVAG von der Rheinau auf dem Oberwerth durch die ganze Stadt bis zum Rheinufer gegenüber vom Ortsteil Ehrenbreitstein. Am ehemaligen Brückenkopf der Schwimmbrücke war die Endhaltestelle. Wenn es sehr stark regnete, oder es schneite bzw. sehr kalt war, auch das gab es in Koblenz, dann durften wir mit dieser Linie bis zum Schenkendorfplatz zur Schule fahren.
 
An Ostern 1956 wurden Tilman und ich in die Realschule von Koblenz in der Hohenzollernstraße, ganz in der Nähe unserer ehemaligen Wohnung, eingeschult. Vorher hatten wir noch eine Aufnahmeprüfung zu absolvieren. Nach der Prüfung fragte uns unsere Mutter, ob wir diese denn bestanden hätten und wir antworteten ihr, dass wir sie „versiebt“ hätten. Stimmte aber nicht. Zuerst war sie von uns enttäuscht, wir haben sie aufgeklärt und dann war sie mit uns schon zufrieden.
 
Damit verlängerte sich natürlich unser Schulweg noch einmal und wir konnten und durften dann endlich mit dem Fahrrad fahren.
 
Am 06.06.1956 verstarb unsere Großtante „Tanne“ nach sehr kurzer Krankheit. Von ihrem Ruhestand hat sie noch nicht einmal sieben Monate erleben dürfen. Sie wurde auf dem Zentralfriedhof in Koblenz beigesetzt.

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