vier - fünf

   
 


 

 

Geschichten aus meiner Kindheit

Das weiß ich nicht

Einleitung

2. Unser Leben in Oberspitzenbach

Unser Leben in Koblenz

3.2 Sebastian-Bach-Str. 12

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Göttingen

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Erlebnis 4
Im Winter 1956/1957 hatten wir in Koblenz das erste Hochwasser, dass uns in unserer neuen Umgebung „hautnah“ betroffen hat. Das erste Wintertauwetter hatte sich angekündigt und damit auch das zu erwartende Hochwasser am Rhein. In meinen Vorbemerkungen hatte ich ja bereits erwähnt, dass aus der Insel Oberwerth durch die Verbringung des Kriegsschuttes aus Koblenz in den hinteren Altwasserarm des Rheines, eine Halbinsel geworden war. Dies ist für das Verständnis der nachfolgenden Zeilen wichtig. Bevor der Altwasserarm verfüllt worden ist, konnte sich das Hochwasser immer in den Altarm ausdehnen und das führte dazu, dass die Fließgeschwindigkeit des Wassers am Rhein nicht zu hoch wurde. Der „magische“ Pegel von sieben Metern wurde in diesem Winter überschritten und das bedeutete, dass wir mit Sicherheit Wasser in den Keller bekommen würden. Also wurden in aller Eile die beiden Kellerräume, die zu unserer Wohnung gehörten, frei geräumt. Alles bewegliche Gut in den beiden Kellerräumen wurde in unsere Wohnung gebracht: die Kohlen und die Briketts auf den Balkon und die anderen Sachen, die man so im Keller aufbewahrt, stapelten sich dann in der Küche und in den anderen Räumen. Das Wasser stieg und bald hatten wir im Keller und im Hof eine ca. 20 – 30 cm hohe braune Brühe stehen. Das war nicht ganz so schlimm, wie in den folgenden Jahren. Später, aber da war ich schon nicht mehr in Koblenz, kam das Hochwasser alle Jahre wieder und stieg bis zum „Jahrhunderthochwasser“ 1999 bis zur obersten Stufe der Kellertreppe und lief von dort aus auf die Seb.-Bach-Str.: das heißt der Keller war richtig voll! Wir hatten damals noch Glück, weil wir noch Ofenheizung besaßen und während des Hochwassers weiter heizen konnten. Bei Tilmans Hochzeit von 1970 war das schon ganz anders: zu diesem Zeitpunkt hatten wir in den Häusern schon lange Ölheizung. Am Tage seiner Hochzeit stieg das Wasser in unserem Keller so stark an, dass der Ölbrenner ausgebaut werden musste und wir buchstäblich im Kalten saßen. Unsere Mutter hatte aber vorgebeugt und beim Einbau der Ölheizung darauf bestanden, dass ein Ofen in der Küche verblieb, damit wir im Falle eines Falles weiter heizen konnten. Was ein Glück! 12
 
Doch zurück zum Hochwasser von 1956/1957. Es dauert bekanntlich einige Tage, bis so ein Hochwasser wieder abläuft. Wenn es aber abgelaufen ist, kommt erst die Arbeit. Vorher kam der Frost und verwandelte den ganzen Hof in eine grandiose Eisbahn für uns Kinder! Aber auch hier lauerten Gefahren: an manchen Ecken im Hof war das Wasser höher als an anderen Ecken. Das Eis trug natürlich noch keine Personen. Wir mussten es trotzdem ausprobieren. Prompt brach ich an einer Ecke ein und stand bis über die Knie in einer eiskalten und stinkenden Brühe. Wieder Pech gehabt! Wie sollten wir dies zu Hause erklären? Mutti war zwar sehr verständnisvoll, hat uns aber eindringlich auf die Gefahren einer solchen Aktion hingewiesen. Ob wir es verstanden haben? Ich wage das zu bezweifeln!
 
Als dann das Tauwetter einsetzte, konnten wir endlich den Keller wieder säubern. Aller Dreck, den der Rhein so angeschwemmt hatte, musste erst einmal aus den Kellerräumen entfernt werden. Schnellstmöglichst musste der Schlamm abgeräumt werden, denn wenn dieser fest wird, ist er wie Beton und kaum noch zu entfernen. Anschließend durften wir den Keller mit einem Schlauch ausspritzen und ausfegen. Damit war zwar das Gröbste getan, aber jetzt musste der Keller noch trocknen und erst dann konnte er wieder eingeräumt und genutzt werden. Die Folgen eines Hochwassers gehen den Menschen im Rheinland bzw. in Koblenz in der Regel noch lange nach, bis alles wieder so ist, wie man es sich gerne wünscht!
 
Erlebnis 5
Aus unserer gemeinsamen Schulzeit an der Realschule in Koblenz kann ich mich an einen ganz tollen Lehrer in Deutsch und Geschichte erinnern. Dies war der Heimatdichter Hanns Maria Lux, dem wir beide sehr viel Wissen in der deutschen Sprache, in der Geschichte im Allgemeinen und im Besonderen über unsere rheinische Heimat und Koblenz verdanken. HaMaLu, wie wir ihn nannten, war auch der Dichter des Saar-Liedes „Deutsch ist die Saar, deutsch immerdar...“, nach der musikalischen Weise des Liedes „Der Steiger kommt.“ Diese Weise komponierte er während der französischen Besatzung des Rheinlandes. Dies brachte ihm nach dem II. Weltkrieg bei den Franzosen nicht nur ein vorübergehendes Berufsverbot, sondern auch eine Zeitlang im Gefängnis ein. Er hat es sich nie nehmen lassen, uns in seinen Unterrichtsstunden die Heimat nahe zu bringen. Wir haben mit ihm alle wichtigen Ecken der Koblenzer Altstadt erkundet und er konnte uns zu allen wichtigen Daten aus Koblenz etwas erzählen: Wo war das ehemalige römische Kastell Confluentes? Wer hat die Balduinbrücke erbaut und wie haben die kurtierischen Bischöfe Koblenz zur Residenzstadt ausgebaut? Wo wurde Clemens von Brentano geboren? Wo hat die Mutter von Beethoven in Koblenz gelebt? Wie kam es zum Ausbau der Festung Ehrenbreitstein und warum wurde das Deutsche Eck vom Blumenhof des Deutschen Ritterordens weiter nach vorne verlegt und ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal dort errichtet (mit der einzigartigen Beschriftung: „Wilhelm der Große!“)? Warum hat die Kastor-Kirche besondere Bedeutung für die deutsche Geschichte (Teilung des Reiches Karls des Großen)? Wer kennt den wichtigsten Brunnen in Koblenz, der vor der Kastor-Kirche steht – auf der eine Seite die Beschriftung des frz. Stadtkommandanten von 1813 in französisch „Zur Erinnerung an den siegreichen Feldzug gegen Russland“ und auf der anderen Seite die ebenfalls französische Inschrift „Gesehen und genehmigt, der russische Stadtkommandant von Koblenz“? HaMaLu hat mit uns nicht nur in der Geschichte Akzente gesetzt, sondern auch in der deutschen Sprache. Wir haben mit ihm damals schon kleine Bühnenstücke eingeübt und aufgeführt! Wir haben schon in den unteren Klassen der Realschule so wichtige deutsche Literatur wie den „Schimmelreiter“, „Die Räuber“ und unglaublich viele Gedichte gelernt und wir haben dies gerne gemacht, weil er ein klasse Lehrer war! „Die Glocke“, den „Zauberlehrling“ und viele andere Gedichte konnten wir „im Schlaf“ aufsagen.
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12 Siehe Bild 12 in der Bildergalerie                ein Bild

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