neun - zwölf

   
 


 

 

Geschichten aus meiner Kindheit

Das weiß ich nicht

Einleitung

2. Unser Leben in Oberspitzenbach

Unser Leben in Koblenz

3.2 Sebastian-Bach-Str. 12

=> Erlebnisse eins - drei

=> vier - fünf

=> sechs - acht

=> neun - zwölf

=> dreizehn - fünfzehn

=> sechzehn - siebzehn

=> achtzehn - einundzwanzig

=> zweiundzwanzig - vierundzwanzig

=> fünfundzwanzig

Göttingen

Quellennachweis

Bildergalerie

Kontakt

Gästebuch

Impressum

 


     
 

Erlebnis 9
Unsere Küche war sehr groß, eben eine Wohnküche, wie es sie damals überall gab. Auch hier war unser „Spielplatz“, wenn wir uns stritten. Mutti hatte einen Brotkorb aus Steingut. Braun-gelb gestreift mit einem Bügel. Dieser wurde zum Zankobjekt: „Ich will ihn haben, nein ich will ihn haben!“ Zerr – zupf – reiß – kaputt. Der schöne Brotkorb war von uns in der Mitte auseinander gerissen worden. Was tun? Schön zusammenstellen, Brotklappe auf, Brotkorb rein und hoffen, dass Mutti es nicht merkt. Welch ein Trugschluss! Da sie an diesem Abend im Theater war, hat sie den Schaden erst am nächsten Morgen gesehen. Ich glaube, wir haben eine ganz schöne Abreibung bekommen.
 
Links neben der Türe stand der alte Holzkohleherd, der nicht nur zum Kochen, sondern auch zum Heizen der Küche diente. Selbst dieser wurde zum Schauplatz einer Streiterei. Wieder war Mutti im Theater und wir allein zu Hause. Warum und wie es zum Streit kam, „das weiß ich nicht!“ Jedenfalls habe ich Tilman so bedrängt, dass er nur rückwärts ausweichen konnte. Dort stand aber der Herd und dieser war an und damit heiß. Was jetzt kommt kann sich jeder denken: Tilman hat sich rückwärts abgestützt, weil er nicht mehr ausweichen konnte. Dort war die heiße Herdplatte. Es hat richtig gut gezischt, als er sich abstützte. Das hat mir selbst weh getan. Natürlich habe ich ihm geholfen, seine Brandblasen auf der Handfläche zu kühlen und zu versuchen, dies vor unserer Mutter geheim zu halten. Das war aber nicht möglich, da die Blasen und Tilmans Schmerzen ziemlich groß gewesen sein müssen und sich nicht verbergen ließen.
 
Unsere Mutter hat schon etwas mitgemacht mit uns! Engel waren wir nicht und einfach war es mit uns Zwillingen für sie bestimmt nicht. Einer wäre ja noch gegangen, aber zwei?
 
Erlebnis 10
Wir hatten an der Talstation der ehemaligen Bergbahn zum Rittersturz ein aufgelassenes Verpflegungslager der Wehrmacht entdeckt. Neben der Talstation war ein Stollen in den Berg getrieben worden und das Tor, das diesen Stollen abschließen sollte, war schon so verrottet, dass wir dort mühelos hineingelangten. Natürlich gab es dort kein Licht. Wir mussten uns mit Taschenlampen behelfen. Bei unseren Entdeckungstouren stießen wir dann auf dieses Verpflegungslager. Nur schade, dass wir davon nichts gebrauchen konnten! Hier standen nur alte Fässer mit Salzheringen, die entsprechend „zum Himmel stanken“, als wir diese öffneten. Wie wäre das schön gewesen, wenn das Ganze noch brauchbar gewesen wäre. So mussten wir dieses Versteck unverrichteter Dinge wieder verlassen.
 
Erlebnis 11
Die Festung Ehrenbreitstein war ein beliebtes Ziel unserer Ausflüge. Wir haben unserer Mutter immer Bescheid gegeben, wenn wir dort hin gegangen sind. Meistens war Hendrik mit von der Partie. Vom Oberwerth aus gingen wir am Schützenhof vorbei in die Hohenzollernstraße, holten ihn dort ab und mit einem der Schiffe, „Pitter“ und „Liz“, an der ehemaligen Schiffbrücke sind wir über den Rhein von Koblenz nach Ehrenbreitstein gefahren. Diesen „Luxus“ konnten wir uns erlauben, denn der Fahrpreis war sehr gering. Der Aufstieg zur Festung war steil und mühsam; aber immer wieder sehr interessant. Wenn wir dann oben auf dem Glacis (Festungshof) ankamen, warfen wir zuerst einmal einen Blick über den Rhein, die Mosel und auf das Deutsche Eck. Erst dann ging es auf die Erkundungstouren. Bald kannten wir jeden Winkel der Festung und alle Gänge, die damals noch zu begehen waren. Diese gingen sehr tief in die Festung hinein und manchmal haben wir uns wohl auch ein wenig gefürchtet, wenn wir an einen Punkt kamen, wo wir nicht mehr genau wussten, geht es nach oben, nach unten oder wo sind wir eigentlich? Natürlich brauchten wir auch hier Taschenlampen, die uns gute Dienste leisteten. Wir wussten aus Erzählungen, dass es früher einmal einen Gang von der Festung hinunter, unter dem Rhein hindurch, bis zur Feste Franz in Lützel gegeben haben soll. Diesen haben wir gesucht, um ihn zu begehen, aber nie gefunden. Auf der einen Seite schade, auf der anderen Seite auch gut so. Denn wer weiß, auf was wir da gestoßen oder wie weit wir unter die Festung gekommen wären?
 
In der Brahmsstraße gab es nicht nur das eine Trümmergrundstück, von dem ich schon berichtet habe, sondern auch einen Hochbunker. Der Bunker hat uns immer magisch angezogen. Leider war dieser aber so gut verschlossen, dass wir hier keine Chance hatten hinein zu kommen. Direkt an diesen Bunker hatte der Lebensmittelhändler Kesseler gebaut. Einen kleinen, feinen Laden, in dem man alles bekam, was man damals so brauchte, denn Großmärkte gab es ja noch nicht. Auch hier konnten wir noch Milch in der Milchkanne kaufen.
 
Erlebnis 12
Hinter dem Stadion Oberwerth war ein kleines Naturschutzgebiet in den Rheinauen eingerichtet worden. Dieses kleine Wäldchen war im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut. Der feine Rheinsand war hier der Untergrund. In dem Wäldchen gab es eine Lichtung. Auf der Lichtung haben wir in den Rheinsand einen Unterstand mit Treppe und einem großen Raum gebaut, in dem wir sitzen konnten, „fachmännisch“ mit Holz, das wir vor Ort fanden und Grassoden abgedeckt, in dem wir sitzen konnten. Den Sand haben wir im Wäldchen verteilt, damit man nicht so schnell herausbekam, dass sich hier ein Versteck befand. Nicht ganz ungefährlich und auch nicht zur Nachahmung empfohlen; aber toll!
 

eine Seite weiter  

 
 

Heute waren schon 2 Besucher (4 Hits) hier!

 

 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden