IX - X

   
 


 

 

Geschichten aus meiner Kindheit

Das weiß ich nicht

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2. Unser Leben in Oberspitzenbach

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Unser Leben in Koblenz

3.2 Sebastian-Bach-Str. 12

Göttingen

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Episode IX

Von unserer Cousine Heike wurde mir noch eine weitere Geschichte übermittelt, an die ich mich nicht erinnern kann („Das weiß ich nicht“):
Es war ein schöner Winter in Oberspitzenbach. Herrlicher Schnee und die Straße vom alten Pfarrhaus zur Lochmühle war eisglatt. Der Vollmond schien vom sternklaren Himmel. Die Mütter (Mutter Boehlkau, Mutter Schlesing und Mutter Nitschke) beschlossen, eine Schlittenfahrt mit uns zu unternehmen. Es wurde ein „Schlittenverband“ gebildet. Immer eine Mutter auf dem Bauch, die mit ihren Füßen den nächsten Schlitten hielt. Die Kinder saßen auf den Rücken der Mütter. Ich saß als Letzter auf dem Rücken meiner Mutter. So fuhr dieser „Schlittenverband“ den Berg hinunter. In einer der Kurven zur Lochmühle habe ich den Halt verloren. Ich fiel vom Schlitten. Meine Mutter muss eine gute Reaktion gehabt haben: Sie griff nach meinen Beinen erreichte sie auch und ließ meine Beine nicht mehr los. So lag ich neben dem Schlitten und den restlichen Weg zur Lochmühle hinunter rutsche ich neben dem „Schlittenverband“ her. Jede Unebenheit auf der Straße bekam ich unmittelbar mit. Da ich auf dem Rücken lag, bekam ich jeden Schlag am Hinterkopf zu spüren. Nach Aussage unserer Cousine habe ich das Ganze völlig unbeschadet überstanden. Oder vielleicht nicht?  
 
Episode X
Es gibt noch andere Geschichten zu erzählen, die mit unserem Leben in Oberspitzenbach zusammenhängen:
 
Um unseren Lebensunterhalt dort zu verdienen, musste unsere Mutter auf dem Oberrauchehof mithelfen, da sie nach dem Tod unseres Vaters zunächst einmal keine Pension bekam und wir von der „Fürsorge“ leben mussten. Das war mit vier Kindern bestimmt nicht einfach.
 
Wir Kinder betätigten uns als „Sammler und Jäger“, d.h., Jürgen hütete das Vieh von Reichs, Ute half unserer Mutter im Stall und auf dem Feld, wir Kleinen mussten auch mit anfassen, so gut das eben bei uns ging. Auf den Feldern durften wir im Sommer Garben binden und aufstellen, bei der Heuernte helfen, das Heu mit dem Rechen wenden, Reihen rechen und kleine Handreichungen beim Aufladen des Heus auf den Wagen machen, bzw. auf dem Wagen das Heu annehmen und festtreten. Im Herbst halfen wir dann bei der Pflaumenernte. Die Bäume mussten geschüttelt werden, das machten die Großen. Die Pflaumen wurden nicht eingemacht oder für Pflaumenmus genutzt, sondern wurden für die Schnapsbrennerei von Franzsepp genutzt. Der Spitzenbacher Schnaps ist etwas ganz Feines und Klares. Beim „Aufklauben“ der Pflaumen legten wir Hand an. Für mich war das immer ein Graus. Dieses habe ich, genauso wie das Kartoffellesen, überhaupt nicht gemocht. Frau Reich hat sehr oft gesagt: „Der Thomas ist ein ‚fuler Stinker’!“ Meistens tat ich so, als würde ich Pflaumen klauben oder Kartoffel lesen.
 
Wir mussten auch auf andere Art und Weise zum „Lebensunterhalt“ mit beitragen. Damit wir es im Winter warm hatten, mussten alle Kinder im Hause Boehlkau, Schlesing und Nitschke in den Wald und „Tannenbubbeln“ sammeln. „Tannenbubbeln“ sind im allgemeinen Sprachgebrauch Tannenzapfen. Das war eine ziemlich leichte Arbeit, da wir ja nur im Wald die Tannenzapfen aufsammeln und in Weidenkörben nach Hause bringen mussten. Neben der Toilette, dies war in unserem Haus ein sogenanntes „Plumpsklo“, hatten wir einen Schuppen, in dem wir die „Tannenbubbeln“ abluden. Tannenzapfen haben den Vorteil, sehr schnell zu brennen, eine sehr gute Glut abzugeben und schnell viel Wärme zu verbreiten. Diese Erklärung füge ich an, da heute keiner mehr weiß, unter welchen Umständen wir damals für Wärme sorgen mussten und wie schwer es war, überhaupt an Brennbares heranzukommen.
 
Auch für das Essen mussten wir in bedingtem Maße sorgen. Im Herbst zogen wir Kinder unter sachkundiger Leitung los, um Pilze zu sammeln. Neben dem „langen Grund“, einem Feld von Reichs auf der Nord-Nord-West-Seite von Oberspitzenbach liegt ein Wald, der für seinen Pilzreichtum damals sehr bekannt und beliebt war. Dort fanden wir Steinpilze, Pfifferlinge und Ziegenbart, also alles Pilze, die heute zu den Gourmetpilzen zählen und auf Wochenmärkten ein Vermögen wert sind. Damals haben wir diese Pilze als ein Geschenk des Himmels angesehen, der unseren Speiseplan bereicherte: gekocht, gedünstet und gebraten sind all diese Pilze ein Genuss.
 
Auch zum Beerensammeln sind wir losgezogen. Brombeeren, Walderdbeeren und Holunderbeeren geben eine gute Marmelade oder ein gutes Gelee.
 
 
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