Meine ersten 3 Monate

   
 


 

 

Geschichten aus meiner Kindheit

Das weiß ich nicht

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Göttingen

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Da saß ich nun im Zug und fuhr nach Göttingen. Einer ungewissen und unbekannten Zukunft entgegen! Ob ich geheult habe, „das weiß ich nicht“, sicherlich beim Abschied und auch sicherlich noch unterwegs.
 
Es war schon sehr hart für mich, von der Familie getrennt zu sein und in eine mir unbekannte Gegend und Stadt zu kommen.
 
In Göttingen wurde ich von Onkel Hans und Tante Ilse am Bahnhof abgeholt. Die Fahrt durch die alte, ehrwürdige Universitätsstadt war interessant. Beide bemühten sich nach Kräften, mir meine neue Heimat von der „Schokoladenseite“ zu zeigen.
 
Ihre Wohnung im Roonsweg, direkt am Stadtwald von Göttingen, war sehr schön und mein Zimmer unter dem Dach schon etwas spartanisch, aber ich hatte mein eigenes Reich.
 
Schon am nächsten Tag ging es los. Der Lehrvertrag musste unterschrieben werden, ich musste in der Berufsschule angemeldet werden, die Firma wurde mir gezeigt, die Mitarbeiter wurden mir vorgestellt und erst da erfuhr ich, was ich eigentlich für einen Lehrberuf ergriffen hatte: Die genaue Bezeichnung lautete „Kaufmann im Groß- und Einzelhandel für Papierwaren, Glückwunschkarten und Postkarten“. Die Firma hieß „Silesia-Verlag“, da Onkel Hans eigentlich aus Görlitz stammte und seine Firma in Zittau und in Reichenbach (alles Orte in Oberschlesien und im Sudetenland) gegründet hatte. Seine selbst verlegten Postkarten aus dem Riesengebirge und Oberschlesien fanden immer noch Abnehmer. Auch seine neuen Postkarten aus ganz Südhannover – Niedersachsen, erfreuten sich einer großen Nachfrage. Er war ein sehr guter Fotograf und ein guter Kaufmann. Frl. Fischer übernahm in der Firma die Reise- und Vertretertätigkeit. Sie war, wie man landläufig sagt, schon ein älteres Fräulein, aber ebenfalls eine gute Kauffrau. Unsere Firma lag im Keller eines Hauses in der Leonhard-Nelson-Str. 29 in Göttingen und war eigentlich als sogenannte Einliegerwohnung konzipiert.
 
Da wir sehr viel zu tun hatten, Pakete für die Geschäfte packen, Rechnungen schreiben, den Versand per Post oder Fracht organisieren, Lieferscheine ausfüllen, die Fotos für die Postkarten wurden von Onkel Hans selbst aufgenommen, entwickelt und bearbeitet, dies bedeutete immer etliche Wochenenden, auf schönes Wetter wartend, für eine gute Aufnahmen verbringend in irgend einem Ort in Niedersachsen, kam ich zuerst einmal nicht dazu, nachzudenken oder „Trübsal zu blasen“.
 
Die Zeit raste einfach an mir vorbei. Irgendwann einmal habe ich dann auch vorsichtig gefragt, ob ich denn auch Anspruch auf Freizeit oder eine geregelte Arbeitszeit hätte! Antwort: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“ Also ging es erst einmal so weiter.
 
Das Telefon war 1962 noch nicht sehr verbreitet. Wir hatten zu Hause zwar ein Telefon, die Telefonkosten waren aber noch sehr hoch. Deshalb konnte ich nicht telefonieren, denn mein Lehrlingsgehalt betrug im ersten Lehrjahr „satte“ 30.00 DM im Monat! Also musste ich schreiben und das tat ich auch in meiner eng bemessenen Freizeit. Dadurch erfuhr ich von Tilman, dass es in Göttingen eine Gruppe des Nerother Wandervogels gab. Der dortige Fähnleinführer hieß Ernst Strüver. Den hatte ich auf der Burg Waldeck schon kennen gelernt. Von Beruf war er selbstständiger Puppenspieler.
 
So habe ich eines Tages mit ihm Verbindung aufgenommen und kam dadurch wieder in meine mir bekannte Welt und meine Gemeinschaft, die ich doch sehr vermisst hatte.

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